Großevent, Unwetterlage – Feuerwehr im Dauereinsatz

Wir, die Feuerwehr Straubenhardt, möchten dieses Jahr einen kleinen Einblick geben, was wir am und rund um das diesjährige Happiness Festival geleistet haben. Die Feuerwehr stellt dort die Brandsicherheitswache, hierzu sind nachts drei Einsatzkräfte mit einem Löschfahrzeug anwesend. Zur Hauptfestivalzeit sind 22 Einsatzkräfte mit drei Löschfahrzeugen anwesend, diese sind an unterschiedlichen Stellen auf dem Festivalgelände verteilt und jeweils ein Trupp läuft Streife. Neben der Feuerwehr Straubenhardt stellt die Feuerwehr Neuenbürg Fahrzeug und Personal bereit, damit für Straubenhardt der sogenannte Grundschutz weiterhin sichergestellt werden kann. Neben der Feuerwehr stehen im eigens eingezäunten Blaulichtbereich ein Großaufgebot an Sanitätskräften, THW-Helfern, Sicherheitsdienst und Polizei bereit, um für die Sicherheit aller Besucher zu sorgen. Der DRK OV Neuenbürg sorgt zusätzlich mit einer Feldküche samt Essenszelt für eine ausgezeichnete Verpflegung aller Einsatzkräfte.

Das LF8 auf seinem Patrouillenplatz außerhalb der Hauptfestivalzeit.

Das LF8 auf seinem Patrouillenplatz außerhalb der Hauptfestivalzeit.

Donnerstag
Der diesjährige Festivalbetrieb begann ruhig am Donnerstagabend, welcher von der Feuerwehr lediglich eine Unterstützungstätigkeit für den Sanitätsdienst forderte. Die Nachtwache wurde ebenfalls vom Sanitätsdienst zur Unterstützung angefordert.

Die Ruheplätze für die Nachtwache.

Die Ruheplätze für die Nachtwache.

In Sichtweite der Nachtwache: Die Hauptbühne.

In Sichtweite der Nachtwache: Die Hauptbühne.

Freitag
Der Freitagmorgen verlief ohne Tätigkeit für die Feuerwehr. Als das Festivalgelände freitagmittags für viele tausend Besucher öffnete, blieben ebenfalls besondere Vorkommnisse aus. Die Streife laufenden Trupps prüften z.B. alle Notausgänge auf Zugänglichkeit und Funktion. Mittlerweile ließ sich aber abschätzen, dass sich das Wetter am Folgetag nicht gut entwickeln sollte: Schwere Gewitter mit Sturmböen, Starkregen und Hagel waren gegen Samstagabend vorhergesagt und es begannen Planungen zu einer möglichen Evakuierung der Festivalbesucher.

So mancher konnte bei leerem Festvialplatz das Gefühl der Künstler nachempfinden.

So mancher konnte bei leerem Festivalplatz das Gefühl der Künstler nachempfinden.

BOS-Bereich, im Hintergrund das Festivalfeuerwerk.

BOS-Bereich, im Hintergrund das Festivalfeuerwerk.

Samstag
Nachdem auch die After-Show-Party und Nacht auf Samstag ohne Vorkommnisse verlief, rückte die Feuerwehr Straubenhardt am Samstagmorgen um 7:39 Uhr mit einem Großaufgebot zu einem Küchenbrand nach Conweiler aus, welcher sich glücklicherweise nur als angebranntes Essen im Ofen herausstellte.

Im Verlauf des Samstagmorgens wurden Besprechungen zur erwarteten Unwetterlage abgehalten, die Einsatzleitung früher als geplant personell aufgestockt. Sammelplätze und Transportmöglichkeiten wurden vorbereitet. Der Veranstalter informierte auf seinen Kanälen, dass Pavillons frühzeitig abgebaut und Autoschlüssel und Regenjacken bereitgehalten werden sollen.

Die Brandsicherheitswache zur Hauptfestivalzeit begann ebenfalls ruhig, eine Person musste aus einem Toilettenhäuschen mit blockierter Türe befreit werden. Gegen Nachmittag fiel die Entscheidung, im Feuerwehrhaus Straubenhardt die Führungsgruppe der Feuerwehr Eisingen als Gesamteinsatzleitung zu stationieren, parallel wurden drei Fachgruppen „Warnen“ der Feuerwehren Ispringen, Engelsbrand und Wurmberg alarmiert. Diese sind mit Kugellautsprechern für mobile Warndurchsagen ausgestattet. In den folgenden Stunden – während der Festivalbetrieb bereits in vollem Gange war – folgten fast stündlich Lagebesprechungen, bei denen eine Evakuierung mit all ihren Folgen so weit wie möglich hinausgezögert wurde. Hierzu war auch ein Meteorologe vor Ort, der das Wetter beobachte und konkrete Vorhersagen geben konnte. Die Leitstelle Pforzheim erhöhte aufgrund der drohenden Evakuierung und der Unwetterlage kurzfristig ihr diensthabendes Personal.

Fachgruppen Warnen in Bereitstellung vor dem Feuerwehrhaus, dort befand sich die Gesamteinsatzleitung der Feuerwehr.

Fachgruppen Warnen in Bereitstellung vor dem Feuerwehrhaus, dort befand sich die Gesamteinsatzleitung der Feuerwehr.

 

Einsatzleitzentrale der Feuerwehr auf dem Festivalgelände, es wurden sechs Kommunikationskanäle bedient.

Einsatzleitzentrale der Feuerwehr auf dem Festivalgelände, es wurden sechs Kommunikationskanäle bedient.

Um 19:45 Uhr erfolgte die Entscheidung des Veranstalters, das Festival aufgrund der Wetterprognose zu unterbrechen. Bereits um 20:10 Uhr wurden alle Besucher aufgefordert, sichere Stellen wie PKWs auf den Parkplätzen, das eigene Zuhause oder die Sammelstelle Turnhalle Schwann aufzusuchen. Die Polizei sperrte Ortsdurchgangsstraßen und startete eine Drohnenbefliegung, um die Evakuierung aus der Luft zu beobachten. Aufgrund der guten Vorbereitung des Veranstalters und aller beteiligten Organisationen konnte in der folgenden Stunde eine sehr geordnet und ruhig verlaufende Evakuierung des Festival- und Campinggeländes beobachtet werden. Nach und nach begann es zu regnen, was dann relativ schnell in starke Gewitter mit Regenfällen umschlug. Auf dem Festivalgelände hatten Veranstalter, Feuerwehr, Polizei, THW, Sanitätsdienst und Sicherheitsdienst mittlerweile auch das eigene Personal in Sicherheit gebracht und Material sturmsicher verstaut.

Von der Gesamteinsatzleitung im Feuerwehrhaus wurden die gebildeten Einsatzabschnitte Festivalgelände, Warnen, Sammelstelle Turnhalle Schwann und Sammelstelle Straubenhardthalle koordiniert. Im Feuerwehrhaus war bereits der Gerätewagen-Transport mit Wassersauger-Rollwägen für Unwettereinsätze vorbereitet.

GW-T, beladen für Unwetter-Einsätze.

GW-T, beladen für Unwetter-Einsätze.

Um 21:41 Uhr erfolgte plötzlich eine Alarmierung der Feuerwehr zum Dachstuhlbrand nach Blitzeinschlag in Feldrennach. Die verbleibenden Feuerwehrkräfte, die nicht dienstlich oder privat auf dem Festival gebunden waren, rückten als Löschgruppe gemeinsam mit Nachbarwehren und Rettungsdienst zur Brandbekämpfung aus. Vor Ort stellte sich heraus, dass die Bewohner das Feuer bereits zum Großteil gelöscht hatten, die Feuerwehr kontrollierte den Dachstuhl auf Glutnester. Parallel fuhren weitere Einsatzkräfte aus dem Feuerwehrhaus zum Feldrennacher Sportplatz, dort waren durch Starkregen Schachtdeckel herausgespült worden.

Während die Löschgruppe sich mittlerweile im Feuerwehrhaus unter der Dusche erfrischte, erfolgte um 23:10 Uhr die nächste Alarmierung. Im Bereich des Festivalparkplatzes soll ein PKW im Vollbrand stehen. Die Löschgruppe rüstete sich erneut aus und brachte am Rathaus in Schwann ein Löschfahrzeug in Bereitstellung, während ein auf dem Festivalgelände stehendes Löschfahrzeug sich auf die Suche nach dem PKW machte – der Standort war nämlich laut Leitstelle Pforzheim beim Notruf nicht genau bestimmbar. Glücklicherweise war die Polizei zuerst vor Ort und lotste die Feuerwehr zu einem Auto mit Rauchaustritt aus dem Motorraum. Nach kurzen Löscharbeiten am Campingbus konnte sich die Feuerwehr von der Einsatzstelle ausbinden und wieder auf das Festivalgelände bzw. zum Feuerwehrhaus zurückkehren.

Der Angriffstrupp beim PKW-Brand.

Der Angriffstrupp beim PKW-Brand.

Parallel liefen Lagebesprechungen, ob und wann das Festival fortgeführt werden kann, es war nicht mehr viel Zeit für die verbleibenden Bands und die After-Show-Party war zu diesem Zeitpunkt sicher abgesagt. Laufend wurde die Lage und deren Entwicklung auf dem Festivalgelände und in den Sammelstellen beobachtet. Nach meteorologischer Abstimmung mit Festivalleitung und der Gesamteinsatzleitung wurde das Campinggelände zwischen 23 Uhr und Mitternacht wieder geöffnet, um Mitternacht folgte das Festivalgelände. Es wurde nur noch Regen, aber kein Unwetter mehr erwartet.

Auch auf dem Festivalgelände gab es einen Hochwassereinsatz abzuarbeiten.

Auch auf dem Festivalgelände gab es einen Hochwassereinsatz abzuarbeiten.

Sonntag
Die sich im Feuerwehrhaus aufhaltende Löschgruppe war mittlerweile zu einem weiteren Unwettereinsatz ausgerückt. Eine Gemeindeimmobilie in Pfinzweiler hatte einen Wasserschaden erlitten, die Feuerwehr brachte den Wassersauger zum Einsatz.

Parallel startete der musikalische Betrieb auf dem Festivalgelände wieder, ein DJ legte Musik auf der Hauptbühne auf, bevor Kraftklub ab 1:00 Uhr ein verkürztes Programm bieten sollte. Seitens Feuerwehr und THW wurden die Sammelstellen in den Turnhallen geräumt und geschlossen. Die Gesamteinsatzleitung im Feuerwehrhaus bereitete sich ebenfalls auf ihre Auflösung vor, da ihre Arbeit nach Rückführung der Festivalbesucher abgeschlossen war.

Ein letzter Einsatz für die Löschgruppe im Feuerwehrhaus folgte um 00:23 Uhr, als die Leitstelle Pforzheim die Überprüfung eines Wohngebäudes nach Blitzeinschlag im Neuenbürger Stadtteil Dennach anfragte.

STR 11 und STR 45 in Dennach.

STR 11 und STR 45 in Dennach.

Währenddessen lief auf dem Festivalgelände der Betrieb wieder auf Hochtouren, in den letzten ruhigen Stunden konnten die Einsatzkräfte noch etwas Energie tanken, bevor die Schicht der Brandsicherheitswache samstagnachts mit einstündiger Verspätung um 2:30 Uhr endete und das Gelände an die letzte Nachtschicht des Wochenendes übergeben werden konnte.

Es ging noch weiter…
Es sollte nicht der letzte Feuerwehrdienst am Wochenende gewesen sein, am Sonntagnachmittag begleiteten Feuerwehrangehörige das Gemeindeevent „Straubenhardt feiert“ mit einer Brandsicherheitswache. Weitere über den Notruf 112 gemeldete Einsätze blieben am Wochenende glücklicherweise aus.

Feuerwehr Straubenhardt
Die Feuerwehr Straubenhardt möchte mit diesem ausführlichen Pressebericht einen kleinen Einblick bieten, wie sich Großeinsatzlagen entwickeln können. Diese sind nicht alltäglich und die Situation auf dem Festivalgelände hat selten einen so großen Personaleinsatz gefordert. Über das gesamte Wochenende waren feuerwehrseitig 62 Einsatzkräfte in acht unterschiedlichen Schichten nach Plan auf dem Festivalgelände im Einsatz, zusätzlich ca. 40 weitere Kräfte, die bedingt durch die Evakuierung bzw. zu Einsätzen außerhalb des Festivals nachalarmiert wurden.

Zum Abschluss ein Blick auf das Festivalgelände bei Nacht.

Zum Abschluss ein Blick auf das leere Festivalgelände bei Nacht.

Sonnenaufgang hinter der Bühne, wo normalerweise Künstler auf- und abtreten und Tour-LKW stehen.

Sonnenaufgang hinter der Bühne, wo normalerweise Künstler auf- und abtreten und Tour-LKW stehen.

Gerne können Sie sich auf dieser Internetseite über das Straubenhardter Einsatzgeschehen, den Feuerwehrdienst und andere Themen rund um die Feuerwehr informieren. Eine Kurzversion dieses Berichts finden Sie auch im Gemeindeblatt.

Einsatzberichte